GnuPG (VS-)Desktop®: Daten und Schlüssel auf einen neuen Rechner umziehen
Einleitung
Diese Anleitung erklärt, wie Sie Ihre GnuPG-Daten auf einen neuen Rechner übertragen – sicher, vollständig und inklusive aller relevanten Konfigurationsdateien.
Tipp: Ein unter Windows erstelltes Backup lässt sich auch unter Linux wiederherstellen – und umgekehrt. Die gespeicherten Daten sind plattformunabhängig.
Das Wichtigste zuerst: GnuPG speichert alle sicherheitsrelevanten Daten in einem zentralen Verzeichnis (GnuPG-Home), das vollständig übertragen werden muss – unabhängig davon, ob Sie Windows oder Linux verwenden, ob Sie allein arbeiten oder eine größere Organisation betreuen.
Hinweis: In dieser Anleitung bezieht sich der Begriff GnuPG-Home
auf das persönliche Datenverzeichnis von GnuPG, in dem Schlüssel,
Konfigurationsdateien und weitere nutzerspezifische Informationen
gespeichert werden. Es entspricht dem Pfad, der über die
Umgebungsvariable GNUPGHOME
definiert ist.
Im ersten Schritt erfahren Sie, welche Dateien und Ordner gesichert werden müssen. Danach folgen praktische Anleitungen für die Übertragung unter Windows und Linux – jeweils mit Hinweisen für typische Einsatzszenarien und Besonderheiten bei der Migration.
Wichtige Dateien sichern
Damit Sie Ihre GnuPG-Nutzerdaten vollständig auf einen neuen Rechner übertragen können, müssen Sie das gesamte GnuPG-Home sichern. Dieses persönliche Datenverzeichnis enthält unter anderem:
- private Schlüssel
- öffentliche Schlüssel (OpenPGP-Zertifikate)
- S/MIME-Zertifikate
- Vertrauensdatenbank
- Konfigurationsdateien
Je nach System kann das Verzeichnis unterschiedlich heißen:
- unter Windows:
%APPDATA%\gnupg
- unter Linux:
~/.gnupg
oder~/.gnupg-vsd
Hinweis: Bei GnuPG VS-Desktop® für Linux wird standardmäßig
das Verzeichnis ~/.gnupg-vsd
verwendet. In manchen Umgebungen
(z. B. bei Nutzung der Kommandozeile oder älteren Installationen)
kann jedoch auch ~/.gnupg
aktiv sein. Prüfen Sie im Zweifel beide
Verzeichnisse. Das aktuell genutzte GnuPG-Home zeigen Sie mit gpgconf
--list-dirs homedir
an.
Zusätzlich sollten Sie folgende Kleopatra-Konfigurationsdateien sichern – sofern sie auf dem Quellsystem noch außerhalb des GnuPG-Home liegen:
kleopatragroupsrc
: Kleopatra-Gruppen (relevant bei Versionen < 3.3.0)kleopatrarc
: benutzerspezifische Einstellungen (unter Windows relevant bei Versionen < 3.4.0)
Hinweis: Seit GnuPG VS-Desktop® 3.3.0 bzw. 3.4.0 werden diese Dateien ins GnuPG-Home integriert. Eine separate Sicherung ist daher nur nötig, wenn auf dem alten System noch ältere Versionen verwendet wurden oder wenn in diesen Dateien größere Anpassungen vorgenommen wurden.
Übersicht: Speicherorte wichtiger Dateien
Je nach Betriebssystem und Version unterscheiden sich die Speicherorte der relevanten Konfigurationsdateien. Die folgende Tabelle zeigt, wo GnuPG und Kleopatra ihre Daten standardmäßig ablegen:
Komponente | Plattform | bis Version 3.2.x | ab Version 3.3.0 | Bemerkung |
---|---|---|---|---|
GnuPG-Home | Windows | %APPDATA%\gnupg |
%APPDATA%\gnupg |
enthält Schlüssel, trustdb , Konfiguration |
GnuPG-Home | Linux | ~/.gnupg oder ~/.gnupg-vsd |
~/.gnupg oder ~/.gnupg-vsd |
abhängig von VS-Desktop und Einsatzkontext |
kleopatrarc |
Windows | %LOCALAPPDATA% |
%APPDATA% |
benutzerspezifische Kleopatra-Einstellungen |
kleopatragroupsrc |
Windows | %LOCALAPPDATA% |
%APPDATA%\gnupg |
bei Gruppenfunktion in Kleopatra |
kleopatragroupsrc |
Linux | ~/.config |
~/.config |
oder $XDG_CONFIG_HOME , falls gesetzt |
Sicherung und Wiederherstellung unter Windows
Installieren Sie GnuPG (VS-)Desktop® auf dem neuen Rechner entweder vor oder nach dem Kopieren des GnuPG-Home. Wichtig ist nur: Beim betroffenen Benutzer darf das GnuPG-Home noch nicht existieren – sonst drohen Konflikte mit bestehenden Konfigurationen.
Bevor Sie die Daten übertragen, beenden Sie Kleopatra vollständig – am sichersten ist es, sich vom alten System abzumelden. Nur so stellen Sie sicher, dass keine Prozesse mehr auf die Dateien zugreifen.
Beispiel: manuelle Sicherung
Kopieren Sie den Ordner %APPDATA%\gnupg
vom alten auf den neuen Rechner
– und zwar vollständig und benutzerbezogen, also in das Verzeichnis
%APPDATA%\gnupg
des neuen Benutzerprofils.
Beispiel (als Administrator in der Eingabeaufforderung):
xcopy /E /H /K /R /Y "%APPDATA%\gnupg" "E:\Backup\gnupg"
Dieser Befehl kopiert das komplette Verzeichnis gnupg
auf ein
Wechsellaufwerk (hier: E:
) und berücksichtigt dabei:
- alle Unterverzeichnisse, auch leere (
/E
) - versteckte Dateien (
/H
) - Dateiattribute (
/K
) - schreibgeschützte Dateien (
/R
) - automatisches Überschreiben ohne Rückfrage (
/Y
)
Beim Übertragen auf den neuen Rechner passen Sie den Befehl entsprechend an:
xcopy /E /H /K /R /Y "E:\Backup\gnupg" "%APPDATA%\gnupg"
Tipp: Der Ordner %APPDATA%
ist in der Windows-Standardkonfiguration
versteckt. Sie können ihn erreichen, indem Sie im Explorer %APPDATA%
in die Adresszeile eingeben oder die Anzeige versteckter Dateien aktivieren.
Hinweise für größere Organisationen
In Umgebungen mit vielen Benutzer:innen und zentraler Backup-Strategie empfiehlt sich eine strukturierte Migration:
- Automatisieren Sie Sicherung und Rücksicherung per Skript oder Softwareverteilung.
- Verwenden Sie für die Ablage strukturierte Zielverzeichnisse wie
D:\Backup\<Benutzername>\gnupg
, um Benutzerprofile sauber zu trennen. - Dokumentieren Sie die Speicherorte zusätzlicher Konfigurationsdateien
wie
kleopatragroupsrc
undkleopatrarc
.
Ersetzen Sie Platzhalter wie <Benutzername>
immer durch den
tatsächlichen Profilnamen. Beispiel:
xcopy /E /H /K /R /Y "%APPDATA%\gnupg" "D:\Backup\t.tester\gnupg"
Tipp: Für wiederholbare Migrationen ist ein einheitliches Sicherungskonzept sinnvoll – idealerweise mit Logging, Versionsstand und Prüfsumme.
Geplante Vereinheitlichung
Künftig ist geplant, alle Konfigurationsdateien im Verzeichnis
%APPDATA%\gnupg
zusammenzuführen. Damit wird die Migration und das
Backup in den kommenden Versionen weiter vereinfacht.
VS-NfD: Besonderheiten beim Backup
Das Backup des Verzeichnisses %APPDATA%\gnupg
enthält in der Regel
geheimes Schlüsselmaterial – sofern keine Smartcards verwendet
werden. Es ist daher gemäß VS-NfD einzustufen und entsprechend sicher
zu behandeln.
Bewährt hat sich die Aufbewahrung auf einem transportablen, verschlüsselten Medium (z. B. USB-Stick), das gemäß VSA (Verschlusssachenanweisung) geschützt wird.
Sicherung und Wiederherstellung unter Linux
Auch unter Linux lässt sich ein bestehendes GnuPG-Profil auf einen neuen Rechner übertragen. Achten Sie darauf, dass alle relevanten Dateien vollständig und im richtigen Benutzerkontext kopiert werden.
Verzeichnisse und Konfigurationsdateien
Unter Linux speichert GnuPG standardmäßig alle Daten im Verzeichnis
~/.gnupg
. Wenn Sie GnuPG VS-Desktop® verwenden, kommt stattdessen
das Verzeichnis ~/.gnupg-vsd
zum Einsatz – insbesondere bei
VS-NfD-konformer Nutzung. Der Hintergrund: Viele Linux-Systeme enthalten
bereits eine nicht konforme GnuPG-Version, sodass das Standardverzeichnis
nicht verwendet werden darf.
Hinweis: Achten Sie darauf, genau das Verzeichnis zu sichern, das auf Ihrem System tatsächlich verwendet wird.
Sichern Sie zudem kleopatragroupsrc
aus:
$XDG_CONFIG_HOME/kleopatragroupsrc
oder~/.config/kleopatragroupsrc
Verzeichnis auf externes Medium kopieren
Nutzen Sie beispielsweise den folgenden Befehl, um das GnuPG-Verzeichnis auf ein externes Medium zu kopieren:
cp -a ~/.gnupg{,-vsd} /media/usb-stick/backup-gnupg/
Die Option -a
sorgt dafür, dass Dateirechte, Zeitstempel und
symbolische Links erhalten bleiben.
Alternativ: Inkrementelles Backup mit rsync
Für wiederkehrende oder automatisierte Backups eignet sich rsync
besonders gut. Der folgende Befehl kopiert nur geänderte Dateien und
setzt die passenden Zugriffsrechte:
rsync -av --chmod=700 ~/.gnupg{,-vsd} /media/usb-stick/backup-gnupg/
Sie können rsync
auch dazu verwenden, den Ordner auf den neuen
Rechner zu übertragen:
rsync -av --chmod=700 ~/.gnupg{,-vsd} user@neuer-rechner:~/
Hinweis: Da rsync
bei Remote-Zugriffen standardmäßig ssh
verwendet, ist die Verbindung automatisch verschlüsselt.
Hinweise zur Sicherheit
Private Schlüssel sind besonders sensibel. Wenn Sie den alten
Rechner nicht mehr verwenden, sollten Sie alle vertraulichen Daten –
insbesondere den Ordner %APPDATA%\gnupg
unter Windows und ~/.gnupg
(bzw. ~/.gnupg-vsd
bei GnuPG VS-Desktop®) unter Linux –
vollständig und sicher löschen.
Sofern Sie GnuPG (VS-)Desktop® im Kontext von VS-NfD-konformer
Kommunikation einsetzen, ist das Backup des Verzeichnisses
%APPDATA%\gnupg
bzw. ~/.gnupg-vsd
gemäß der Vorgaben der
Verschlusssachenanweisung (VSA) zu behandeln. Das bedeutet insbesondere,
dass private Schlüssel (sofern keine Smartcards verwendet werden)
auf einem geeigneten Speichermedium gesichert und entsprechend der
VSA-Richtlinien aufbewahrt werden müssen.
Tipp: Wenn Sie Smartcards nutzen, ist auf dem System selbst kein
geheimes Schlüsselmaterial gespeichert. Dennoch sollten Sie auch in
diesem Fall das Verzeichnis %APPDATA%\gnupg
bzw. ~/.gnupg(-vsd)
sichern, um die öffentlichen Schlüssel (Zertifikate) und die
Konfiguration mitzunehmen.